Konzept
Der Gedanke hinter dem kreativen Prozess:
Ich war einmal Zeuge eines Workshops, der von Mitgliedern der Gehörlosengemeinschaft geleitet wurde. Eine Mentorin verschränkte ihre Arme, legte beide Hände sanft auf ihre Brust und verbeugte sich tief und aufrichtig. Erst nach einigen Sekunden hob sie langsam ihren Körper und lächelte. Das war ihre Art zu sagen: "Ich liebe dich".
Kein einziges Wort wurde gesprochen. Der ganze Vorgang war totenstill, aber ihr Lächeln und ihre Geste waren so warm und echt, dass Worte das Erlebnis nur trüben würden.
Sie forderte uns auf, es ihr gleichzutun. Das Publikum wiederholte die einfache Geste, aber alle sahen zappelig aus und schienen sich zu fragen, ob sie es auch richtig machten. Hatten sie die Arme richtig gekreuzt? Sollte es links-über-rechts oder umgekehrt sein? Wo genau sollten die Hände platziert werden? Wie tief sollten sie sich verbeugen? Im krassen Gegensatz zu der warmen Geste unseres neuen Freundes wirkte die Antwort des Publikums kalt, gekünstelt, roboterhaft.
Wenn ich ein Lehrbuch für Gebärdensprache illustrieren würde, würde ich die richtigen Hände, den richtigen Körper und das richtige Gesicht zeichnen, und ich würde die Gesten technisch genau darstellen. Aber ich habe kein Interesse daran, das Publikum über solche technischen Details zu belehren oder darüber, wie schön es aussieht. Was mich wirklich berührt hat, war die Aufrichtigkeit und Wärme der Mentorin. Es sind ehrliche, emotionale Erfahrungen wie diese, die mich zum Malen bewegen, denn ich finde sie mehr als schön.
Die Aufrichtigkeit der Mentorin resultierte nicht aus der Korrektheit ihrer Gesten, sondern kam aus ihrem Inneren und drückte sich in der Art und Weise aus, wie sie sich bewegte. Wir würden die Wärme ihrer Botschaft auch dann spüren, wenn sie ein schiefes Lächeln hätte, selbst wenn ihre Handlungen technisch falsch wären. Um diese Wärme auszudrücken, ist es notwendig, die zugrunde liegenden Formen ihrer Gesten zu berücksichtigen und den Rhythmus ihrer Körpersprache zu malen. Jeder Versuch, Details wiederzugeben, sollte nur so weit gehen, dass die Botschaft nachvollziehbar wird, so dass der Betrachter nicht nur abstrakte Formen sieht, sondern Formen, die etwas darstellen, das er wiedererkennt - eine Taille, eine Schulter, ein Gesicht. Eine übereifrige Darstellung solcher Details würde die zugrundeliegende Emotion zerstören, so wie der Kuss eines geliebten Menschen mit geöffneten Augen.
In der Malerei suche ich nach Wegen, um Stimmungen und Gefühle mit einer minimalistischen Komposition aus Grundtönen auszudrücken, die fast völlig ohne Farbe und illustrative Darstellung auskommt. Durch diesen Prozess habe ich meine Stimme gefunden.