"Ich leide seit über 20 Jahren an PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung), und dieses Selbstporträt zeigt, wie ich meine Überlebensstrategie geändert habe. Die Menschen sprechen oft von zwei Überlebensstrategien - Kampf oder Flucht -, aber wir sprechen nicht genug über die dritte Strategie: 'Einfrieren'. Erst als ich ein erstaunliches Buch über PTBS und Trauma mit dem Titel Waking the Tiger las, wurde mir klar, dass das "Einfrieren" eine Überlebensstrategie war, die ich mein ganzes Leben lang angewandt hatte.
Erstarren bedeutet, dass man sich in traumatischen Situationen tot stellt, es einfach hinnimmt und sich betäubt. Es bedeutet auch, dass man nichts sagt und sich nicht wehrt. Das war meine Art, mit Missbrauch und Trauma umzugehen, seit ich ein Kind war, denn es war
weil es das beste Überlebensmittel war, das ich als Kind für meine Umgebung hatte.
Ich habe jedoch nicht gelernt, diese Überlebensstrategie anzupassen, als ich älter wurde. Erst in diesem Jahr, als ich einen sexuellen Übergriff durch zwei Männer erlebte und wieder dieselbe Überlebensstrategie des "Einfrierens" anwandte, wurde mir klar, dass ich, obwohl der Vorfall nicht meine Schuld war, ihn nicht mehr einfach hinnehmen muss. Ich muss nicht mehr erstarren. Ich bin erwachsen und habe eine andere Lebenssituation, und ich muss mich nicht tot stellen. Ich habe mir die Erlaubnis gegeben, meine Überlebenstechnik zu ändern: vom Frieren zum Kämpfen, vom Häschen
zum Tiger, von der Beute zum Raubtier. Ich erkannte, dass ich mein altes Muster ändern konnte, weil es mir nicht mehr als die beste Überlebenstechnik diente und nicht mehr alles war, was ich kannte.
Ich habe meine PTBS-Episoden nicht mehr als das eingefrorene Häschen gesehen, das vor Angst erstarrt oder sich versteckt, wenn es angegriffen wird, sondern als den Tiger. Der Tiger versteckt sich nicht, er setzt sich durch und nimmt die Situation direkt in Angriff. Es war eine Menge harter Arbeit, aber das hat die Häufigkeit und den Schweregrad meiner PTBS-Anfälle verringert.
Dieses Porträt erinnert mich daran, wie weit ich gekommen bin, wie ich festere Grenzen gezogen und Giftstoffe aus meinem Leben verbannt habe, damit ich heilen kann. Dass ich Fürsorge und Liebe verdiene und dass ich Nein sagen darf. Dass mein Körper keine Dienstleistung ist und niemand sonst die Kontrolle über ihn hat. Dass das Trauma mich nicht definiert. Dass ich nicht mehr ängstlich, sondern furchtlos bin."