ALAIN LONGEAUD

Irgendwo zwischen Träumen und Verspieltheit hat sich das Werk von Alain Longeaud über Jahre hinweg aufgebaut, wie ein großes Buch mit Bildern und Geschichten... Verführerisch, sogar faszinierend, ist das Werk tiefer, als es erscheinen mag. Wir glauben, etwas Bestimmtes, Erkennbares, Angedeutetes zu...

Irgendwo zwischen Träumen und Verspieltheit hat sich das Werk von Alain Longeaud über Jahre hinweg aufgebaut, wie ein großes Buch mit Bildern und Geschichten... Verführerisch, sogar faszinierend, ist das Werk tiefer, als es erscheinen mag. Wir glauben, etwas Bestimmtes, Erkennbares, Angedeutetes zu sehen, aber in Wirklichkeit ist es eine Empfindung, ein Gedanke, der im Auge geboren wird und sich im Kopf ausbreitet.
Wir sind gefangen zwischen Licht und Komposition: nichts ist stabil, hinter dem Horizont der scheinbar widersprüchlichen Ästhetik lesen wir eine andere Geschichte. Ein Versuch, die Realität zu überschreiten, ohne sie zu leugnen. Der Künstler agiert nicht als Wegweiser... auch wenn die Titel, die er seinen Bildern gibt, einen Weg zwischen Stimmung und Humor aufzeigen.
Bilder, Trugbilder. Eine Rivalität zwischen Realität und Traum? Eher Komplementarität, Komplizenschaft. Sie erfordern die Mitarbeit des Betrachters, der bereit ist, der Intrige von Alain Longeauds Werk zu folgen. Die grafischen Werke müssen unbedingt ästhetisch sein. Obwohl sie natürlich fotografisch sind, sind sie auch eindeutig kinematografisch. Außerdem gibt es in seinem Werk Mythen, Dramen und Schicksale. Und das Absurde! Der Ort als solcher ist unwichtig, die Fotografie soll ihn nicht beschreiben.
Bilder, Figuren. Wesen, An- und Abwesenheit, Beständigkeit? Alain Longeaud versucht, ein metaphysisches Bild der Welt zu schaffen. Hinter dem Alltäglichen, dem scheinbar Normalen, lauert das Fremde in Schatten und Spiegeln, Landschaften verdecken Figuren. Eine seltene Silhouette, präzise entpersönlicht. Doch das Leben ist das Wesentliche. Alain Longeaud zelebriert es auf seine Weise mit so viel Gelassenheit wie Poesie, mit Bildern ohne Menschen, aber nie ohne Menschlichkeit. Vielleicht um die Sehnsucht auszudrücken. Damit jeder seine eigene erkennen kann...
Patrick Le Fur, Kunstkritiker
Ich zitiere gerne Gerhard Richter: "Ich gehorche keiner Absicht, keinem System, keiner Tendenz... Ich mag die Ungewissheit, die Unendlichkeit und die permanente Unsicherheit".