Konzept
Das Semester, in dem ich "The Sociology of War and Peace" belegte, veränderte meine künstlerische Praxis für immer. Der Professor führte uns durch stundenlange Lektüre über Propaganda, Drohnenentwicklung, Kindersoldaten, das "schwarze Budget" der CIA und so weiter. Obwohl er täglich gefragt wurde, w...
Das Semester, in dem ich "The Sociology of War and Peace" belegte, veränderte meine künstlerische Praxis für immer. Der Professor führte uns durch stundenlange Lektüre über Propaganda, Drohnenentwicklung, Kindersoldaten, das "schwarze Budget" der CIA und so weiter. Obwohl er täglich gefragt wurde, weigerte er sich, eine Meinung zu äußern oder ein Urteil über Gut oder Böse zu fällen, wofür ich ihn loben möchte. Ich stellte mein gesamtes Fundament der Wahrheit in Frage, und die einzige Möglichkeit, mich damit auseinander zu setzen, war visuell und abstrakt - zuvor war meine Arbeit figurativ. Ich war zuversichtlich, dass ich mit schwarzer Tinte und bis zu zwei Farben ein ausgewogenes Feld von Zeichen schaffen konnte. Die Schaffung von Harmonie war ein Überlebensmechanismus, um die große psychologische Last der Kriegsrealität zu verarbeiten.
In den folgenden Jahren habe ich mein Verfahren, meine Farbpalette und meine Theorie erweitert. Ich bin zu folgendem Schluss gekommen: Wir machen die Medizin, die wir am dringendsten brauchen. Für mich ist das ein Aufruf, immer öfter präsent zu sein und meine inneren Landschaften in Tusche, Acryl, Collage, Gouache und Graphit vor mir auszubreiten. Durchgängige Themen sind die Erkenntnistheorie, das lyrische Gefühl des Fliegens, Erinnerungen an die Vorfahren und das Gefühl der Verbundenheit. Ich stütze mich stark auf botanische Bilder und habe mit meinen eigenen botanischen und teebasierten Tinten experimentiert. In Pflanzen finde ich Formen, die die numinose und transzendente Präsenz des Lebens hervorrufen. Wenn ich schaffe, spüre ich, was ich in der Welt am liebsten sehen würde. Kunst zu sehen bedeutet, ihr zu erlauben, dich zu verändern. Antworten lassen sich nicht leicht finden, sondern nur langsam durch konsequente Präsenz.
Sich auf den Prozess des Kunstschaffens einzulassen, bedeutet, sich voll und ganz auf das lebendige System einzulassen, in das wir eingebettet sind. Die Idee der vielen verschachtelten Ganzheiten stammt von der Wissenschaftlerin und Strategin Carol Sanford, deren radikale Ideen über ein regeneratives Leben mich inspiriert haben. Weitere wichtige Einflüsse sind die vielfältigen Weisheiten von Audre Lorde, Conner Habib, Ursula Le Guin, Gordon White und Prem Rawat.