Ulrike Günther

Kandinsky hat mit dem Begriff der "inneren Notwendigkeit" einen Anspruch an die Kunst geschaffen, der mich seit meiner Studienzeit begleitet und für mich ein sehr wichtiger Bezugspunkt in jedem Kunstwerk ist.
Soweit wird ein Gefühl, ein Zustand des Seins zum Ausgangspunkt für einen Schaffensprozess...

Kandinsky hat mit dem Begriff der "inneren Notwendigkeit" einen Anspruch an die Kunst geschaffen, der mich seit meiner Studienzeit begleitet und für mich ein sehr wichtiger Bezugspunkt in jedem Kunstwerk ist.
Soweit wird ein Gefühl, ein Zustand des Seins zum Ausgangspunkt für einen Schaffensprozess vor der Leinwand oder hinter der Kamera. Um Inhalte geistiger Natur oder einen Zusammenhang, eine Kohärenz einer eher spirituellen Seite auszudrücken, fühlte ich mich anfangs meist zu bestimmten Farben oder einem bestimmten Setting hingezogen und nach und nach nahm ein inneres Wesen und Gefühl in einem äußeren Bild oder einer Szenerie Gestalt an.
Meine spirituelle Sehnsucht, mich mehr und mehr im Jetzt zu verankern, führt mich jedoch immer weiter zu einer anderen Art des kreativen Ausdrucks. Meine tägliche Praxis ist es, mich jeden Moment so gut es geht im Jetzt zu verankern. In diesem Bewusstseinszustand, den ich die kreative Stille nenne, trete ich vor die Leinwand, das Papier oder hinter die Kamera und lasse Form, Farbe und Szenerie durch mich entstehen, mein kritischer Verstand bleibt so lange wie möglich im Hintergrund. Diese Art der Arbeit erfordert Mut und die Bereitschaft, die Kontrolle über das Ergebnis aufzugeben. Dieser Prozess ist für mich sehr spannend und zutiefst befriedigend.
Kandinskys Maßstab, dass ein Werk "von außerordentlicher Schönheit" und "voller innerer Ausstrahlung" sein soll, bleibt jeden Tag aufs Neue mein erklärter Maßstab.